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Nahe Zeitung vom Mittwoch, 14. September 2016

Die fantastischen vier locken nach Leisel
Tourismus Um den Nationalparkort wurden Wanderwege in alle Himmelsrichtungen ausgeschildert – Eröffnung am Samstag

„Was geht?“ Wir sagen es Ihnen, liebe Leser, ganz konkret: Ein Ausflug nach Leisel wäre am Samstag, 17. September, ein guter Tipp. Dort wartet auf Wanderer zwar keine neue Traumschleife, dafür aber ab 15 Uhr am Brunnenplatz die erste Begegnung mit den fantastischen vier (FanVier).

Bevor jetzt jemand vor Aufregung Schnappatmung bekommt, sei zur Beruhigung aber gesagt. Es ist an diesem Tag kein Gastspiel der bekanntesten deutschen Hip-Hop-Band angesagt, sondern die offizielle Eröffnung eines Quartetts an Rundkursen, die im und rund um das Dorf herum ausgeschildert wurden.

Wirtschaft trifft Natur

„Geboren“ wurde dieses Projekt, bei dem die Gemeinde und neun Leiseler Gewerbebetriebe mit im Boot sitzen, in der Hoffnung, den Nationalparkort bei Wanderern „Populär“ zu machen und möglichst viele von ihnen davon zu überzeugen, dass „Die Da“ vier schöne Wege sind, auf denen man immer wieder mal unterwegs sein und ihnen „25 Years“ oder sogar mehr „Troy“ sein kann.

Damit aber genug der Liedtitel der Stuttgarter Rapper, an deren Bandnamen sich die Gemeinde beim Slogan für ihr Tourismusprojekt aber selbstverständlich ganz bewusst angelehnt hat. Mit voller Absicht grenzen sich die „FanVier“, bei denen „Wirtschaft die Natur trifft“, wie es Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler formuliert, hingegen von den Traumschleifen ab, die in der jüngeren Vergangenheit in großer Zahl in der Region entstanden sind. „Wir haben uns gesagt, dass wir andere Wege beschreiten und ein Konzept entwickeln wollen, das sich von den Traumschleifen abhebt“, sagt Schüssler, der in dieser frühen Phase der Ideenfindung vor allem die wichtige Rolle von Gordon Schindler, dem inzwischen leider verstorbenen Chef der Werbefirma Alea Design, hervorhebt.

Traumschleifen verlaufen auf schmalen Pfaden über Stock und Stein, wobei Asphaltabschnitte verpönt sind und diese Premiumwanderwege zumeist auch nicht direkt die nahe gelegenen Orte berühren. Bei den „FanVier“ ist das nicht so. Bei der Festlegung der Streckenverläufe waren laut Schüssler zwei Aspekte wichtig.

Erstens: Es sollten schon bestehende Landwirtschafts- und Forstwege genutzt werden. „Damit sind so gut wie keine Kosten für die Herstellung der Wanderstrecken entstanden, und auch die Unterhaltungskosten werden sich im Rahmen halten“, betont Schüssler.

Zweitens: Alle vier Kurse führen nicht nur über die freie Flur oder durch den Wald, sondern in Teilstücken auch durch den Ort. Denn bei den „FanVier“ sollen Wanderer nicht nur die attraktive und aussichtsreiche Landschaft rund um Leisel genießen. Bei dem Projekt geht es auch darum, das für einen 550-Einwohner-Ort vitale und durchaus beachtliche Gewerbeleben besser ins Licht zu rücken.

Neun Firmen als Sponsoren

Das hängt eng mit einer weiteren Besonderheit bei der Entstehungsgeschichte der neuen Wanderwege zusammen. Um die Kosten für die Ausschilderung und das Aufstellen einer Übersichtstafel am Brunnenplatz zu refinanzieren, hatte die Gemeinde die Unternehmen im Ort angeschrieben, ob sie sich als Sponsoren zur Verfügung stellen wollen. Neun Firmeninhaber haben sich dazu bereit erklärt. Als Gegenleistung steht ihr Name nicht nur auf der Übersichtstafel am Brunnenplatz, sondern jeder von ihnen hat ein einheitlich gestaltetes „FanVier“-Schild ausgehändigt bekommen, das er nun an seinem Betrieb aufhängen kann. Vor allem aber wurde bei der Streckenführung dann darauf geachtet, dass an jedem der Geld gebenden Unternehmen garantiert mindestens einer der vier Wege direkt vorbeigeht und Wanderer, wenn sie mögen, einen Blick in den Betrieb werfen können.

Übrigens: Wer sich in Leisel nicht auskennen sollte, muss nicht befürchten, dass er nach einer Tour über einen der vier Wege anschließend am Ziel wieder hungrig und durstig ins Auto steigen und nach Hause fahren muss. Ein wichtiger Faktor für den von der Gemeinde erwünschten Aufschwung des Tourismus ist es nämlich, dass in Leisel bereits vor einigen Jahren auch die Kleine Dorfwirtschaft, kurz KDW, eröffnet wurde. „Die Möglichkeit zum Einkehrschwung ist in unserem Ort also gegeben“, betont Schüssler.

Pfarrkirche Heiligenbösch und Jagdhaus mit Aussichtspunkt mitten im Nationalpark sind besondere Sehenswürdigkeiten

Die ausgeschilderten Wege strahlen vom gemeinsamen Startpunkt am zentral im Ortskern gelegenen Brunnenplatz in alle vier Richtungen aus. Auf der kürzesten Tour sind die Wanderer dabei laut Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler etwa eine Stunde unterwegs. Bei der längsten Runde dauert es etwa zweieinhalb Stunden, bis man wieder im Ziel ist. Rundkurs eins, der auf der Streckenbeschilderung rot markiert ist, führt in westlicher Richtung bis zu einer der besonderen Sehenswürdigkeiten auf dem Gemeindegebiet von Leisel: der evangelischen Pfarrkirche Heiligenbösch mit ihrem Friedhof und dem Freizeitheim. Ins Nationalparkgebiet hinein geht es auf der längsten Tour, dem grün markierten Rundkurs zwei. Bei ihm ist auch Kondition gefragt. Denn es geht von dem in der Senke gelegenen Ort zunächst beständig bergan bis zur Peterstraße auf 660 Metern Höhe. Belohnt werden die Wanderer aber mit einem herrlichen Ausblick, der sich vom dort gelegenen Jagdhaus aus weit ins Naheland bietet. Der blau markierte Kurs drei verläuft in östlicher Richtung bis zum Schilleskopf und der Gemarkungsgrenze Siesbach. „Das ist eine bisher eher selten genutzte Strecke“, sagt Schüssler. Der gelb markierte Rundkurs vier im Süden ist der Kürzeste und bleibt auch größtenteils im Ort. Er erreicht aber auch Stellen oberhalb von Leisel, von denen die Wanderer einen schönen Blick auf das Dorf und den bewaldeten Höhenzug im Nationalparkgebiet haben. Außerdem ist diese Strecke auch barrierefrei und mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen gut begehbar, wie Ortschef Wolfgang Schüssler betont.

Nahe Zeitung vom Mittwoch, 14. September 2016, von Axel Munsteiner