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Nahe Zeitung vom Donnerstag, 21. Dezember 2017

Wenn eine Puppe die Polizei auf den Plan ruft
Bühne Theatergruppe Leisel führte turbulente Krimikomödie auf

Mancher Zuschauer in der Leiseler Vereinshalle wird sich im ersten Moment verwundert gefragt haben: „Was war das denn?“ Bianca Groß geht mit energischen Schritten auf Thomas Molitor zu, schlägt ihm eine Sektflasche auf den Kopf, Glas splittert und fliegt bis in die vorderen Publikumsreihen. Die Scherben, die auf dem Boden vor der Bühne landen, werden von Horst-Gunther Dietrich, dem Regisseur des Theaterstücks, in aller Ruhe weggefegt.

Denn zur Panik gibt es auch gar keinen Grund: Die Sektflasche ist nur ein Requisit, wie man es von Stunts in Actionfilmen kennt. Die Splitter sind stumpf, und der Schlag auf den Kopf hat Thomas Molitor nicht erkennbar geschadet. Er spielt weiter und klärt die temperamentvolle Hedwig auf, dass sie sich geirrt hat und es völlig unnötig war, ihm die Flasche über den Schädel zu ziehen.

„Matroschka – Geburtstagsgrüße aus Russland“ heißt die Krimikomödie, die Leisels Theatergruppe in diesem Jahr aufführt. Am Sonntag war offene Generalprobe. Am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, 20 Uhr, wird das Stück noch einmal in der Vereinshalle aufgeführt. Und dann vielleicht mit mehr Zuschauern: Rund 80 bis 90 kamen zur Vorpremiere. Im vorigen Jahr waren erheblich mehr zahlende Gäste im Haus. Damals spielte die Theatergruppe zum ersten Mal nach 13 Jahren wieder ein Stück.

Diesmal also wird erneut eine Krimikomödie gegeben. In der dreht sich alles um Matroschka – eine Puppe, für die sich seltsame Gestalten interessieren: Eleonore von Quast (Sabine Klein) in einem knallbunten indischen Sari und ein Russe, der mehr nach Mafiosi als nach seriösem Geschäftsmann aussieht. Es handelt sich um Thomas Molitor, also jenen Akteur, der mit der Sektflasche niedergestreckt wurde.

Die Matroschka bekam Hubert Grüneberg (Marcel Buch) ins Haus geschickt. Eine Verwechslung, wie man später erfährt: Im Herkunftsland wurde die falsche Adresse aufs Paket geklebt, Frau von Quast hätte sie erhalten sollen und nicht Grüneberg. Kostbar an der Matroschka sind ihre inneren Werte: Juwelen sind im Bauch versteckt. Das wissen Hubert und seine Frau (Sandra Sohns) natürlich nicht, Huberts Schwiegermutter Hedwig (Bianca Groß) auch nicht, aber sie ahnt, dass etwas nicht stimmt – wer bietet schon so viel Geld für eine Puppe?

Die Schachtel mit dem Spielzeug wird auf dem Schrank versteckt und dort aus Versehen von Freddy (Sebastian Pick) mit dem Staubwedel heruntergefegt. Freddy ist Huberts Kumpel und übt bei ihm den Hausmann, weil ihn seine Freundin verlassen hat – Staubsaugen und Staubwischen beherrscht er jetzt jedenfalls. Hedwig holt die Juwelen aus der Puppe und steckt Säckchen mit Kies rein; Frau von Quast weiß davon nichts, kauft die Puppe für teures Geld und zieht ab. Am späten Abend sind Hedwig und ihr Freund, der Tierarzt (Marco Dietrich), beim Bingoabend eingeladen. Grünebergs Tochter Lisa (Lara Sohns) zeltet mit ihrem Freund Benny (Till Groß) im Garten. Nur Freddy ist im Raum – und versucht zu schlafen. Der Russe schleicht sich ins Zimmer. Hedwig und ihr Tierarzt kommen nach Hause, Hedwig schlägt dem Russen die Sektflasche auf den Kopf. Der fällt zusammen und wird in den Schrank gesteckt.

Edeltraud, die Dorftratsche (Miklas Hartmann), öffnet den Schrank, der Russe fällt heraus. Die Grünebergs sind inzwischen auch im Raum. Und dann wird’s düster: Das Licht geht aus, das Handy ist tot. Von Quast kommt rein, die Waffe in der Hand. Lisa und Benny haben von ihrem Zelt aus gesehen, wie die Frau sich am Stromkasten zu schaffen machte. Sie zwingen sie, die Pistole auf den Boden zu werfen. Polizist Marcus (René Dietrich) taucht auf, rollt sich über den Boden, greift die Waffe – und bekommt für seinen Einsatz Sonderapplaus vom Publikum. Frau von Quast wird verhaftet, und der Russe klärt die versammelte Gesellschaft auf, warum er sich für jemand ganz anderen ausgegeben hat. Denn der vermeintliche Geschäftsmann ist Interpolbeamter und war der Frau auf der Spur.

Nahe Zeitung vom Donnerstag, 21. Dezember 2017, von Karl-Heinz Dahmer