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Nahe Zeitung vom Dienstag 26. Februar 2019

Schwollener rechnet mit den Nachbarn ab - „De Rolli“ neckt bei Fastnachtssitzung die Gastgeber

Roland Biehl musste das einfach mal geraderücken: Damals, im Oktober 2018, sei beim Saalü-Abend in Leisel viel zu viel „schöngeschwätzt“ worden, fand der Schwollener und zählte bei seinem Auftritt als „de Rolli“ am Samstag in der Leiseler Vereinshalle auf, was in seinem Ort, also Schwollen, alles besser ist.

Am Samstag hatte die Vereinsgemeinschaft Leisel zur Prunksitzung in die Vereinshalle geladen und nach vier Jahren ein neues Bühnenbild präsentiert. Es wirkte beinahe feierlich, als Elferratspräsident Harald Dietrich den Vorhang abzog und das Motiv, eine Lokomotive und Waggons, enthüllte. Das Programm eröffneten die „Tanzmäuse“ (Leitung: Simone Barth und Larissa Antes), danach kamen die von Simone Barth geleiteten „Bubble-Gums“ auf die Bühne: Kids, von denen die meisten tanzten, nur zwei nicht, deren tänzerische Bewegungen von vorm Bauch hängenden Kaugummiautomaten gehemmt wurden.

Und dann kam „de Rolli“: Er zählte die Vorteile von Schwollen auf, etwa, dass es dort einen Kindergarten gebe, in Leisel dagegen einen Bestatter. Dass in Schwollen kein Wirtshaus nach Art der kleinen Dorfwirtschaft, der KDW, in Leisel, mehr existiere, liege vor allem daran, dass die Leiseler ihre Deckel nie bezahlt hätten – das angeschriebene Bier, das sie getrunken hatten.

Nach den Leiseler Funkelmariecha (Leitung: Melanie Ritter) erzählten Jäb und Jule (Harald Dietrich und Julia Abrossinow) den neuesten Dorfklatsch. Über die Verliebten zum Beispiel, die so heiß waren, dass das Sonnensegel auf dem Spielplatz Feuer fing. Oder über Ortsbürgermeister Wolfang Schüßler, der im Schwimmbad (dem in Schwollen) in die falsche Umkleidekabine ging. Schüßler habe das nicht weiter aufregend gefunden: Er sei nicht zum ersten Mal dort gewesen, informierte de Jäb. Jule verteidigte den aufgestellten Christbaum. Der habe seinen Zweck erfüllt: „Wenn der schön gewesen wäre, hätte keiner drüber geschwätzt.“

Die Leiseler Kläppergarde unter der Regie von Georg Allnoch und Meggy Wolfsfeld baute ein Theater mit lebenden Marionetten auf. Die Kläppergarde machte daraus eine Politsatire: Akteure, die Merkel, Putin und Macron mimten, wurden aus dem Hintergrund dirigiert. Ortsbürgermeister Wolfgang Schüßler stellte klar, dass er nicht zu dieser Sorte Politiker gehöre, die sich lenken lassen: „Ich habe die Fäden noch in der Hand.“

Nach der Garde erzählten Manuela und Marcel Klos aus der Welt des Angler- und des Jägerlateins. Die Leiseler „Honichbiencher“ (Leitung: Melanie Ritter) zeigten einen Showtanz und machten anschließend die Bühne frei für zwei „Ex-Oberdörfler“ (Thomas Molitor und Sebastian Pick), die Klatschgeschichten über Leiseler Einwohner erfanden. Die Jury, drei Leute aus dem Publikum, fand das, was sie von den beiden hörten, so gut, dass sie ihnen den Zeitungsorden verliehen. Fast so gut fand die Jury den Vortrag, der folgte: Manuel Helm spielte Horst Schlämmer, den von Hape Kerkeling verkörperten rasenden Reporter, und machte wie Kerkeling in seiner Parodie „Isch kandidiere“ Wahlkampf – natürlich in Leisel. Mit spanischer Stimmung von „Forever Young“ unter der Leitung von Manuela Buch ging die Prunksitzung zu Ende.

Nahe Zeitung vom Dienstag, von Karl-Heinz Dahmer, 26. Februar 2019