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Nahe Zeitung vom Freitag, 27. Mai 2011

Jubiläum 100-jähriger TuS Leisel begann als Turnverein
Grüner Rasen wurde nur eine Saison gebraucht


Von Leisels 621 Einwohnern sind derzeit 220 Mitglied im TuS – eindrucksvoller kann sich die Verbundenheit zwischen einem Dorf und seinem Turn- und Sportverein kaum manifestieren. Dass dieses Miteinander seit mittlerweile 100 Jahre Bestand hat, wird am ersten Juni-Wochenende, 2. bis 5. Juni, gefeiert.

Die TuS-Geschichte beginnt am 15. Juli 1911, als sieben junge Männer – Otto Hey, Emil Helm, Hugo König, Adolf Köhler, Albert Ludes, Arthur Köhler und Fritz Schuch – den Turnverein Leisel gründeten. Zum ersten Vorsitzenden wurde Albert Ludes gewählt. Auf der ersten Monatssitzung am 31. Juli 1911 gehörten dem neu gegründeten Verein bereits 50 Mitglieder an.

tus100jahre

Zwölf strikte Regeln
Die Aufnahmegebühr betrug zwei Mark, für damalige Verhältnisse ein ansehnlicher Betrag. Der Monatsbeitrag betrug 30 Pfennig. Aus dem gleichen Jahr stammte auch die erste Turnordnung, die zwölf Paragrafen umfasste und strikte Regeln für die Turner vorgab. Die Turnstunden waren im „Kirsche Saal“ und zeigten rasch Erfolg: Schon in den beiden darauf folgenden Jahren erreichten die Leiseler Turner bei ihren Auftritten gute Platzierungen.

In den 20er-Jahren bot der Verein dann neben Turnen auch die beiden immer populärer werdenden Sportarten Handball und Fußball an. Schließlich wurde am 31. Mai 1930 neben dem Turnverein auch ein Fußballklub gegründet, der seine Spiele auf dem Sportplatz „Am Wald“ austrug, wo heute noch gespielt wird. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde dem Vereinsleben im Jahr 1939 jedoch ein jähes Ende gesetzt. Nach Kriegsende dauerte es zwei Jahre, bis Walter Brombacher, Reinhold Hub und Otto Zwetsch im Juli 1947 einen Antrag auf Wiedergründung des Sportvereins stellten. Schon Mitte November waren wieder 32 Männer, Frauen, Jungen und Mädchen im Verein aktiv, zum Ersten Vorsitzenden wurde Walter Brombacher gewählt. Die Erlaubnis zur Gründung einer Abteilung für Geräteturnen unterzeichnete Colonel Niel von der französischen Militärregierung im März 1949. Die Umbenennung in den heutigen Turn- und Sportverein erfolgte durch Beschluss der Mitgliederversammlung vom 10. August 1950.

Mit einem Vereinskränzchen wurde ein Jahr später das 40-jährige Bestehen gefeiert. Der Anschaffung der ersten Trainingsanzüge finanzierte Mitglied Kurt Andes durch den Verkauf von Rasierklingen. Zum 50. Gründungstag konnte TuS-Vorsitzender Horst Wild von 50 Mädchen und Jungen berichten, die regelmäßig die Turnstunden besuchten. Auf der Hauptversammlung 1963 wurde die Turnersatzung aus dem Gründungsjahr 1911 durch die Mustersatzung des Sportbundes Rheinhessen ersetzt.

Einen ihrer größten Erfolge feierten die Fußballer des TuS Leisel im Jahr 1954 mit dem Gewinn der Pokalmeisterschaft. Im Finale wurde der TuS Veitsrodt mit 4:2 besiegt. Auf den nächsten Erfolg musste man bis in der Spielzeit 63/64 warten: Da holte man sich die Meisterschaft in der B-Klasse. Den Höhepunkt der Vereinsgeschichte erlebten die Fußballer dann vier Jahre später. In der Saison 67/68 wurden die TuS-Kicker Meister der A-Klasse und stiegen in die Zweite Amateurliga auf. Ein Rasenplatz musste her – und das vier Wochen vor Saisonbeginn. Mitglieder und Nichtmitglieder machten das Unmögliche möglich und halfen mit, den alten Platz mit neuem Grün zu verzieren. Bei einem Arbeitseinsatz wurden acht Traktoren auf einmal gezählt. Am 27. August konnte bereits das erste Spiel auf dem neuen Rasen ausgetragen werden. Trotz dieser Unterstützung und vieler treuer Fans am Spielfeldrand reichte es nur für eine Saison in der Zweiten Amateurliga.

Zurück aus der C-Klasse
Im Jahr 1976 wurde ein Rasenplatz unterhalb des alten Spielfelds angelegt. Das Jahr stand aber sportlich unter keinem guten Stern: Die Mannschaft stieg in die B-Klasse ab. In der Saison 85/86 stieg Leisel sogar in die C-Klasse ab. Erste Erfolge stellten sich erst wieder Anfang der 90er-Jahre ein. Die zweite Mannschaft wurde dreimal in Folge Meister der Reservemannschaften der C-Klasse. Die erste Mannschaft stieg in der Saison 1993/94 als Tabellenzweiter wieder in die Kreisliga auf. 1997 sowie 2007 gewann sie auch den Raiffeisenpokal.

Auch blieb es nicht beim Turn- und Fußballangebot: So wurden im Jahr 1969 beim TuS Leisel zwei Damengymnastikgruppen unter der Leitung von Otto Buch gegründet. Eine eigene Jugendabteilung gibt es seit 1994; sie bietet für Kinder und Jugendliche Aktivitäten über den Jugendfußball hinaus. Der Spielbetrieb der „Alten Herren“ konnte jedoch wegen Spielermangels nicht aufrechterhalten werden. Aus der Läufergruppe entstand die Leichtathletikabteilung, die im Oktober 1994 unter der Leitung von Jürgen Sohns ins Leben gerufen wurde. Die Läufer des TuS Leisel konnten bereits mehrere Titel auf Landes-, Bezirks- und Kreisebene erringen. Das Angebot für Jugendliche bereichert seit 2006 eine Bogensportgruppe.
Nahe Zeitung vom Freitag, 27. Mai 2011, Katyana Brandt


Klublegenden und Fußballweltmeister werden zum Jubiläum erwartet
Vier Tage lang wird das Jubiläum des TuS Leisel gefeiert. Los geht es am Donnerstag, 2. Juni, Himmelfahrtstag, um 10.30 Uhr auf dem Sportplatz am Wald mit Freundschaftsläufen über 6, 8 und 10 Kilometer. Danach findet ab 13 Uhr eine große „Geburtstagsparty“ statt. Am Freitag ist dann ab 20 Uhr in der Vereinshalle ein Kommersabend unter Mitwirkung der verschiedenen Ortsvereine und Abteilungen des TuS Leisel. Anschließend gibt es Musik mit DJ Tekker. Am Samstag geht es dann wieder auf den Sportplatz am Wald. Von 15 bis 17 Uhr wird dort der Bogenschießsport vorgestellt. Das Highlight der Festtage ist jedoch das Spiel der Traditionsmannschaft des 1. FC Köln gegen eine Auswahlmannschaft um 18 Uhr. Für die Kölner sind unter anderem Fußballweltmeister Bernd Cullmann und Wolfgang Overath sowie die Klublegende Hannes Löhr dabei, für die Auswahlmannschaft treten unter anderem Georg Borschnek, Sascha Nicoley und Thomas Bauerfeld an. Nach dem Spiel wartet ab etwa 21 Uhr Livemusik mit den Bands Village Blues und Linchpin auf die Besucher. Am Sonntag um 11 Uhr beginnt ein Frühschoppen mit Jubiläumsbier auf dem Sportplatz am Wald. Ab 14 Uhr gibt es dann Kaffee und Kuchen sowie Sportwerbespiele. Anschließend finden die Festtage ihren gemütlichen Ausklang.
Nahe Zeitung vom Freitag, 27. Mai 2011, Katyana Brandt