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Nahe Zeitung vom Mittwoch, 23. Mai 2012

Leisenheimer entwickelt aus guten Stimmen prächtige Organe

Konzert - Zum 19. Mal stellte der Gesangslehrer aus Köln junge Operntalente vor.

Leisel. Zum Frühjahrskonzert hatte der Heimat- und Verschönerungsverein Schwollen in die Kirche Heiligenbösch eingeladen. Melodien von heute und gestern, unter dem Motto „Schön ist die Zeit“ angekündigt, lockten an diesem ersten warmen Sonntagnachmittag mehr als erwartet. Vorsitzender Wolfgang Müller musste mit seinen Helfern noch viele Stühle besorgen, da schon eine Viertelstunde vor Beginn alle Kirchenplätze besetzt waren.

Zum 19. Mal stellte Kammersänger Prof. Reinhard Leisenheimer Gesangstalente vor, die zuvor an einem Wochenendseminar teilgenommen hatten. Wer es noch nie erlebt hat und zum ersten Mal den Grandseigneur der Gesangskunst erlebt, wird auch beim 20. Mal wiederkommen. Ob dann noch Platz für weitere Musikbegeisterte sein wird, bezweifelte auch der Veranstalter, der um weitergehende Vorschläge bat, nachdem er der Kirchengemeinde und dem Sponsor Kreissparkasse gedankt hatte.

Mit einem jungen Bassisten, drei Tenören, einer Sopranistin und Mezzosopran wurde ein knapp zweistündiges Programm gestaltet, das keine Wünsche offen ließ. Mit César Francks berühmtem geistlichen Gesang „Panis angelicus“ eröffnet, folgten im ersten Teil vier bekannte Opernarien. Der Tenor Theo Vorhoff ist von Beruf Augenarzt, hat sich aber leidenschaftlich dem Gesang verschrieben. Sowohl im geistlichen Lied als auch in „Nur ihrem Frieden“ aus Mozarts „Don Giovanni“ oder dem berühmten „Zarewitsch“ konnte der lyrische Tenor überzeugen.

Eine „Neuentdeckung“ des Professors ist der junge Bassist Johannes Engel, der mit „ O Isis und Osiris“ aus Mozarts „Zauberflöte“ und zwei Loewe-Liedern erst seinen zweiten Auftritt hatte und aufhorchen ließ. Zum ersten Mal vorgestellt wurde der Bankkaufmann Tobias Schmitt mit einfühlsam interpretierten „Myrthen“-Liedern von Schumann die den zweiten Teil prägten. Schon viele Jahre dabei und von Prof. Leisenheimer stimmlich geprägt: der als Krankenpfleger wirkende, inzwischen aber auch als Gesangssolist populär gewordene Frank Schroder, der bekannte Lieder und Arien professionell sang: „Komm Zigany“, „West Side Story“, „Over the Rainbow“. Schon fast im Profilager singt Rebecca Engel, die von Leisenheimer zum lyrischen Sopran weiterentwickelt wird, wovon die große Pamina-Arie Zeugnis gab.

Mitreißend in Szene gesetzt wurde Johann Strauß' temperamentvolles Lied „Ich lade gern mir Gäste ein“ aus der Fledermaus. Es folgte ein hochdramatischer Mezzosopran, die kurz vor einer Bühnenkarriere stehenden Silke Hartstand. Die Arie „Santuzza“ von Mascagni ging unter die Haut.

Ums Casting für die Partie der „Carmen“ braucht sie sich auch keine Gedanken zu machen. Ihre Paraderolle, die „Guiditta“, löste Bravorufe aus. Der Professor, der in früheren Konzerten zur Freude seiner „Fans“ selbst sang, begnügte sich in diesem Konzert mit einer humorvoll inszenierten Zugabe „...nur emol, nur emol, sing Musik Nachtigall“. Das, was alle an ihm lieben, ist die liebevolle Moderation seiner Gesangstalente. Alle wissen: Er ist ein Zauberer und entwickelt aus anfänglich bloß guten Stimmen prächtige Organe.

Nahe Zeitung vom Mittwoch, 23. Mai 2012, von Elisabeth Jost, Mitarbeiterein NZ