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Nahe Zeitung vom Samstag, 1. September 2012

Bald brennt Leisel eigenen Obstler
Dorfwettbewerb Jury des Innenministeriums besuchte den einzigen Landesfinalisten im Kreis

Mit viel Lob verabschiedete sich die Jury im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ am Donnerstag nach ihrem zweistündigen Rundgang durch Leisel. Das 570-Einwohner-Dorf am Idarwald hat es wieder als einzige Gemeinde im Kreis Birkenfeld bis ins Landesfinale geschafft, für das sich insgesamt 24 Teilnehmer qualifiziert hatten. Leisel startete in der Sonderklasse, den Gemeinden, die schon einmal bis in den Gebietsentscheid vordrangen.

Obwohl gerade mal zwei Jahre her, stieß Jurychef Franz Kattler, seines Zeichens Referatsleiter Dorf-erneuerung im Mainzer Innenministerium, beim neuerlichen Rundgang immer wieder – „zum Beispiel am Weg zum Sportplatz“ – auf Neues. Die Wiederbelebung historischer Baulichkeiten im Ortskern durch neue Betriebe war seinem Jurykollegen aufgefallen. Dass einerseits 17 der 43 Betriebe handwerklich geprägt sind, andererseits neben alten Handwerkskünsten auch innovative Technik zur Anwendung kommt, stimmte Klaus Meckler, den Stadtplaner in der Jury, zufrieden. Dass die Leiseler sich nur auswärts mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen können, ein neu angesiedelter Gastro-Betrieb architektonisch schwer ins Dorfbild passt, sei da zu verschmerzen.

Geplant und umgesetzt wird in Leisel stets im Verbund der Generationen, hatte Regionalplanerin Nathalie Franzen notiert und dazu die Stichworte attraktives Vereinsleben, Feste und Tagungsstätte Heiligenbösch aufgeschrieben. Respekt zollte sie „den Dehn'schen Öfen“, die sich wie ein roter Faden durchs Dorf ziehen. Die von dem Leiseler Ofenbauer entwickelte, patentierte Brennkammer haben viele klassische Öfen. Die Metzgerei, über deren Neueröffnung sich die Jurorin vor zwei Jahren freuen konnte, hatte keinen Bestand. Dafür gibt es inzwischen einen gemeindeeigenen Backes und demnächst eine Schnapsbrennerei zur Verarbeitung des Streuobstes von Leiseler Wiesen.

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Spuren der beispielhaften Arbeit eines Leiseler Pensionärs – wie sie es nannte – hatte Silke Wiedrig, in der Wettbewerbskommission fürs Grün zuständig, überall im Dorf entdeckt. Aufgefallen waren der Jury aber auch die zahlreichen großkronigen Bäume, die vielerorts das Ortsbild prägen, und etliche naturbelassene Bereiche, aber auch ein Dorffriedhof, auf dem man weitgehend auf Abdeckplatten über Grabstellen verzichtet.

Man habe auch in Leisel das Rad keineswegs neu erfunden, blieb Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler bei all diesen Lobhymnen auf dem Boden der Tatsachen. Dort zeugen beispielsweise ein Bevölkerungszuwachs von 7,4 Prozent in den vergangenen 27 Jahren von der ständig steigenden Attraktivität des Dorfes und den Wirkungen einer Vielzahl von Maßnahmen, die man stets im Team mit Bevölkerung und Gemeinderat verwirklicht hat. Das vorläufig letzte Großprojekt, die Gestaltung des Ortskerns entlang des Bachlaufs vom Seniorenbrunnen bis zum Jugendtreff an der Vereinshalle, steht unmittelbar vor der Vollendung. Der letzte Bagger parkt vorm Haus.

Preisgelder von 20 000 Euro sind zweckgebunden
Insgesamt haben sich 269 rheinland-pfälzische Dörfer am Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft 2012“ beteiligt. Davon erreichten 24 das Landesfinale – jeweils ein Dutzend in der Hauptklasse der erstmals bis in den Gebietsentscheid Gekommenen und in der Sonderklasse der auf Gebietsebene Erfahrenen. In dieser und der kommenden Woche sind die Ortsbesichtigungen angesetzt. Die Sieger wird Minister Roger Lewentz am Freitag, 9. November, im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz auszeichnen. Neben Urkunden und Trophäen stehen wieder Preisgelder von insgesamt rund 20 000 Euro, zweckgebunden für Maßnahmen zur Dorfentwicklung und Dorferneuerung, zu Verfügung. Für vorbildliche Initiativen und Maßnahmen zur Stärkung der Innenentwicklung von Dörfern wird es auch im Jahr 2012 wieder einen Sonderpreis in Höhe von 5000 Euro geben. Diese Auszeichnungen wird Innenminister Lewentz vor Ort in den Teilnehmergemeinden übergeben.

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Nahe Zeitung vom Samstag, 1. September 2012, von Klaus-Peter Müller