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Nahe Zeitung vom Dienstag, 11. September 2012

Mit Kelten und Römern in eine neue Zukunft
Einweihung Fast 900 000 Euro und viel privates Engagement kostete der Umbau der Freizeitstätte Heiligenbösch

Der Brunnen im Lustgarten steckt noch unter einer Plane, auf der Baustelle nach römischem Vorbild sieht es wirklich nach viel Arbeit aus. Aber gefeiert werden durfte schon mal: Am Sonntag, zum Tag des offenen Denkmals, wurde das neue Interpretationszentrum Heiligenbösch eingeweiht.

Zwischen Gottesdienst und Platzkonzert des MV Niederbrombach konnten sich die Besucher ein Bild des neu gestalteten Freizeitheims machen: Lust- und Nutzgarten, daneben eine den antiken Römern nachempfundene Baustelle und neben dem Hauptgebäude ein Spielehaus wurden von Jugendlichen aus der Elisabeth-Stifung hergerichtet, eine Maßnahme, die vom Europäischen Sozialfonds, dem Jobcenter des Kreises und dem Land finanziert wurde und wird: Im Herbst läuft die Maßnahme aus. Bezugsfertig sind bereits fünf Bungalows hangaufwärts, die die alten, baufälligen Unterkünfte des Freizeitheims ersetzt haben.

Mit den heruntergekommenen Schlafhütten und dem geplanten Personalwechsel wäre im Freizeitheim wohl Ende diesen Jahres endgültig Schluss gewesen. Doch es wurde renoviert und neu gebaut, Projektideen wie die römischen Ecken angelegt, im Haupthaus ein Seminarraum eingerichtet. 870 000 Euro haben die Arbeiten gekostet: 80 Prozent wurden vom Land bezuschusst, der Förderverein Heiligenbösch steuerte 112 000 Euro bei. „Dank an alle, die mithalfen, dass Heiligenbösch eine Zukunft hat“, sagte der Superintendent des Kirchenkreises Obere Nahe, Edgar Schäfer, nach dem Gottesdienst. Er wird damit wohl auch jene Frau gemeint haben, die ihre Geburtstagsgäste bat, auf Geschenke zu verzichten und lieber Geld fürs Freizeitheim zu spenden. Noch in der Kirche nahmen Heimleiter Al-brecht Lorenz und Christiane Bock vom Förderverein weitere Spenden an. Und vor allem wird Schäfer die Mitglieder des Fördervereins damit angesprochen haben, die gut 6000 Stunden ohne Bezahlung am Bau gearbeitet haben.

Schäfer gehörte zur langen Reihe der Festgäste in der Kirche neben Landrat Dr. Matthias Schneider, dem Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Noss und VG-Bürgermeister Dr. Bernhard Alscher kamen nach dem Gottesdienst auch die Ortsbürgermeister der am Projekt beteiligten Gemeinden Leisel und Schwollen, Wolfgang Schüssler und Horst Hahnefeld, zu Wort.

Archäologin Dr. Regina Geiß-Dreier, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin der VG das Projekt betreute, erklärte den Gästen in der Kirche und später bei einem Rundgang die römischen Anlagen: Im „Lust- und Nutzgarten“ mit seinen symmetrisch angelegten Wegen gibt es Mosaike, Schalen, Vogeltränken und einen Olivenbaum, der im Winter eingepackt wird.

Auf der römischen Baustelle steht ein hölzerner Kran, daneben Granit- und Allenbacher Steine. Im Spielhaus haben Jugendliche nach altrömischem Muster Mühle, eine frühe Art Backgammon und ein kniffliges „Archimedisches Kästchen“ eingerichtet. Eine Hypocausten-Anlage, eine römische Bodenheizung, ist durch ein Fenster im Boden zu sehen. Aus dem „Backes“ gab es Brot, die „Debbegugger“ kochten gallischen Gulasch, es gab außerdem Kartoffeln mit Quark sowie Spanferkel.

Nahe Zeitung vom Dienstag, 11. September 2012, von Karl-Heinz Dahmer