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Nahe Zeitung vom Samstag, 27. Oktober 2012

Eine Schnapsidee aus Leisel
Hochprozentiges Drei Leiseler wollen als erste Edelbrände aus dem Kreis Birkenfeld vermarkten.
www.SCHWARZ-BRAND.de

Leisel. Alles nur, weil sich der Landrat ein wenig schämen musste... Bei der alljährlichen Landesprämierung für heimische Edelbrände in Trier stand Dr. Matthias Schneider im Juli mit leeren Händen da – alle Kreischefs hatten ein passendes hochprozentiges Gastgeschenk aus eigener Produktion dabei, nur er nicht. Da hatte er eine Idee: „Wie schön wäre es doch, wenn auch wir im Kreis Birkenfeld eine Schnapsbrennerei hätten...“

Bei einem Rundgang durch Leisel wenige Wochen später trug er angesichts der vielen Obstbäume rund ums idyllische Dörfchen die Idee Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler und Ratsmitglied Thomas Petsch vor. Die waren sogleich Feuer und Flamme. Nur wenige Monate später hat Petsch gemeinsam mit seinen Nachbarn Andreas Kunz und Gordon Schindler ein fertiges Konzept, und das stellten die drei jetzt dem Landrat vor. Zwar sind sie – zumindest erst einmal – von der kostenintensiven Gründung einer Destille abgerückt, edle Brände aus Leisel bzw. dem Kreis Birkenfeld soll es aber schon im kommenden Jahr geben.

Und das ist keine Schnapsidee: „Wir wollen ein Destillat, das unsere Region repräsentiert. Wir wollen das Wir-Gefühl ansprechen“, sagt Petsch. Dabei soll Wert auf höchste Qualität gelegt werden. Das spiegelt sich auch in den Flaschen wieder, deren Etiketten schon gestaltet sind. „Schwarz-Brand“ soll der Name sein und so ein wenig an den Räuberhauptmann Schinderhannes erinnern, aufs Illegale zielen, erläutert Grafiker Schindler. Geplant ist – ähnlich wie bei Lagenweinen – dass die Destillate in Kleinstauflagen abgefüllt, durchnummeriert und wenn möglich mit genauer Ortsangabe, wo das Obst reifte, über den Ladentisch gehen: „Burbacher Sonnenplätzchen 2011“ etwa.

Bei mehreren Studienfahrten haben sich die drei „Schwarz-Brenner“ bereits bei Destillen etwa am Bodensee und am Glan informiert, Absatzmöglichkeiten und Veredlungsformen studiert. Ein Teilaspekt ist auch die Nutzung von Unmengen Fallobst, die in jedem Jahr im Hunsrück vergammeln, weil kaum noch jemand mehr einlagert, Marmelade kocht oder eben Schnaps brennt. Das soll sich ändern. Petsch und Co. schwebt die Genossenschaftsidee vor: „Wir stellen die Maischefässer. Die Leute füllen sie. Und wir holen sie später ab und bringen sie zum Brenner.“ Fasslagerung und Veredlung übernehmen die drei dann wieder in Eigenregie. Auch Schüler könnten sich ein wenig Taschengeld dazu verdienen, in dem sie Maischefässer füllen, lautet eine weitere Idee.

NZ_Schwarzbrand_2012
(Sie wollen den weißen Fleck namens Kreis Birkenfeld auf der ansonsten gut gezeichneten Edelbrand-Landkarte Rheinland-Pfalz tilgen: (von links) Gordon Schindler, Thomas Petsch und Andreas Kunz (rechts). Landrat Dr. Matthias Schneider findet das prima. Foto: Stefan Conradt)

Darüber hinaus könnte der „Schwarz-Brand“ – zunächst mit den Sorten Zwetschge, Mirabelle und Birne – ein edles Geschenk oder Mitbringsel (etwa für Touristen) werden, dafür strebt man eine Kooperation mit SooNahe an.

Dass die drei etwas von gutem Brand verstehen, davon konnten sich die Gäste der Schwarz-Brand-Präsentation im Leiseler Gemeindehaus schon diese Woche ein Bild machen – die ersten 0,25-Liter-Fläschchen Quetsch sind bereits abgefüllt und munden vorzüglich.

Und der Landrat freut sich, dass er im kommenden Jahr bei der Schnapsverkostung in Trier nicht wieder mit leeren Händen da stehen muss: „Vielleicht können wir ja auch schon bei der Prämierung mitmachen“, ist auch er Feuer und Flamme für die Schnaps-Idee.

Nahe Zeitung vom Samstag, 27. Oktober 2012, von Stefan Conradt