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Nahe-Zeitung, Samstag, 24. August 2019
Karlheinz Bittig kehrt als Ortschef zurück
Übergangslösung in Leisel: 76-Jähriger will Amt zur Halbzeit der Wahlperiode wieder abgeben
Er lenkte bereits von 1988 bis 2004 die politischen Geschicke in Leisel und übernimmt nun zumindest übergangsweise erneut den Chefposten im 570 Einwohner zählenden Nationalparkdorf. Im Rahmen der konstituierenden Sitzung wurde Karlheinz Bittig von den Mitgliedern des Gemeinderats zum Ortsbürgermeister gewählt.
Der 76 Jahre alte pensionierte Schlosser und Schweißer bringt die Erfahrung von mehr als 30 Jahren im Gemeinderat mit. Als neuer Erster Beigeordneter wurde René Dietrich gewählt, der Bittigs Amt nach zweieinhalb Jahren Eingewöhnungszeit übernehmen soll. Rainer Lübke wurde erneut zum weiteren Beigeordneten bestimmt. Das Ergebnis der Wahlen fiel mit jeweils elf Jastimmen und einer Enthaltung deutlich aus.
Nachdem der bisherige Ortschef Wolfgang Schüßler nach zehn Dienstjahren schon frühzeitig erklärt hatte, dass er für eine weitere Kandidatur nicht zur Verfügung stehe, war in Leisel die Urwahl eines neuen Gemeindechefs durch die Bürger am 26. Mai ausgefallen. Danach habe es vor der ersten Zusammenkunft des neuen Rats zwei intensive Vorbesprechungen gegeben, in denen man sich schlussendlich auf eine Lösung geeinigt habe, erklärte Schüßler den Zuhörern beim Premierentreffen des neu formierten Gemeindeparlaments. Beim ersten Tagesordnungspunkt drehte der scheidende Ortsbürgermeister traditionell seine Runde, um alle Ratsmitglieder per Handschlag zu verpflichten. „Ich ziehe nicht in den Kongo“, brachte er die 25 Besucher im Gemeinschaftshaus zum Schmunzeln und machte damit deutlich, dass er bereits sei, bei Anliegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Ein Mitglied des Gremiums schlug anschließend Karlheinz Bittig als ersten und einzigen Kandidaten für den Bürgermeisterposten vor. Nach dessen Wahl, Amtsantritt und Vereidigung lagen seinem Vorgänger noch zwei Dinge am Herzen. „Behaltet mir das gute Innenverhältnis im Rat bei“, wünschte sich Schüssler. Er betonte, dass sich nur mit einer intakten Einheit innovative und moderne Politik machen lasse. Außerdem freute sich der scheidende Ortschef, dass sich die Gemeinde im Landkreis und in der Verbandsgemeinde ein gutes Image erarbeitet habe. Sein Appell lautete: „Bewahrt mir dieses bitte.“
„Ich werde versuchen, zum Wohle der Gemeinde das Beste daraus zu machen“, bedankte sich Karlheinz Bittig als neuer Ortsbürgermeister für das ihm entgegenbrachte Vertrauen. Die zehnjährige Zusammenarbeit mit seinem Vorgänger – Bittig war von 2014 bis 2019 Erster Beigeordneter – habe ihm großen Spaß gemacht. Obschon nicht immer Konsens bestand, seien sie immer zu einer Lösung gekommen, betonte der 76-Jährige. Weil er nun Gemeindechef ist und damit ein Platz frei wurde, rückte Rita Brusius in den Gemeinderat auf.
Erster Stellvertreter Bittigs ist René Dietrich, der am 26. Mai bei den Ratswahlen die meisten Stimmen der Leiseler Bürger erhalten hatte. Dieser große Zuspruch habe ihn sehr gefreut, und er sei überrascht gewesen, sagte Dietrich. Doch aufgrund seiner „persönlichen Situation“ fühle er sich aktuell der Rolle als Ortschef noch nicht gewachsen. Bittig konnte Dietrich in den Vorgesprächen aber davon überzeugen, dass die beiden nach der Hälfte der Wahlperiode die Funktionen tauschen und dann Dietrich die politischen Geschicke in Leisel in vorderster Front leitet. Mit Blick auf seinen Nachfolger in spe stellte Bittig klar, „dass ich froh darüber bin, dass ich das Amt bald der nachfolgenden Generation übergeben kann“.
Rainer Lübke gehört dem Rat bereits seit 20 Jahren an und übernimmt nach der Wahl durch das Gremium erneut den Posten des Zweiten Beigeordneten. „Mach weiter so“, freute sich der Bürgermeister über seinen zweiten Stellvertreter. Lübke sei ein sehr kluger Mann, der viele Ideen habe, betonte Bittig.
Im anschließenden Tagesordnungspunkt „Mitteilungen und Verschiedenes“ gab der 76-Jährige bekannt, dass der neue Rat die Gemeinde Leisel in bewährter Weise weiterführen möchte. Es seien jedoch auch Verbesserungen geplant. „Wir müssen dabei immer auf die finanzielle Situation achten“, gab der Ortschef zu bedenken. Der vom Gremium besprochene und verkündete „generationsübergreifende Wechsel“ zwischen Bittig und Dietrich nach der Hälfte der Amtszeit kam beim Publikum sehr gut an.
Als erste geplante Amtshandlung sieht der 76-Jährige die Sanierung der Küche des Gemeinschaftshauses vor. Dies sei längst überfällig, konstatierte Bittig.
Neben einer Dorfbegehung soll außerdem das Neubaugebiet in Leisel vervollständigt werden. „Die Jugend kehrt wieder zurück“, freut sich der Bürgermeister. Von 26 verfügbaren Bauplätzen seien bereits knapp zehn verkauft.
Auch sein erster Stellvertreter ist aktuell durch seinen Hausbau zeitlich gebunden, was bei ihm auch ein Grund für vorläufigen Verzicht auf den Posten des Gemeindechefs gewesen war.
Bittig betonte außerdem, dass die gut funktionierende Zusammenarbeit der Gemeinde mit den sehr aktiven Vereinen fortgesetzt werden soll.
In der Sitzung stand anschließend noch die Bekanntgabe der Zusammensetzung der Ausschüsse an. Für den Friedhof sind Bittig und Günter Storr zuständig, die Rechnungsprüfung übernehmen Rita Brusius, Marcel Buch und Rainer Lübke. Zu stellvertretenden Schriftführern wurden Markus Petry und Mario Brusius ernannt.
Julia Hub, eine der beiden Frauen im Gremium, wurde in den Nationalparkausschuss gewählt. Dabei schaltete sich der scheidende Bürgermeister Schüßler noch einmal ein: „Mir war es sehr wichtig, Mitglied im Nationalparkrat zu sein, und ich fände es wertvoll, das beizubehalten“, sagte er und führte aus, dass Julia Hub durch ihre Funktion im Ausschuss nicht automatisch dem Nationalparkrat angehört. Am Ende der Sitzung segnete der Rat die unveränderte Geschäftsordnung der Gemeinde einstimmig ab.
Am Freitag, 30. August, wird sich der neue Rat bei einer Einwohnerversammlung im Gemeinschaftshaus den Leiselern vorstellen. Beginn ist um 19 Uhr.
Dem Ortsgemeinderat in Leisel gehören folgende Personen an: René Dietrich, Rainer Lübke, Rainer Bock, Mario Brusius, Rita Brusius, Marcel Buch, Stefan Dehn, Harald Dietrich, Julia Hub, Markus Petry, Thomas Petsch und Günter Storr.
24. August 2019, Nahe-Zeitung, von Felix Horstfeld