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Freitag, 06. September 2019, Nahe-Zeitung

Nicht nur der Bor­ken­kä­fer macht Sor­gen
Lei­se­ler Ge­mein­de­haus soll sa­niert wer­den

Der Bor­ken­kä­fer frisst sich mit Wucht in den Haus­halts­plan der Orts­ge­mein­de Lei­sel. „Wir ver­lie­ren die­ses Jahr grob ge­schätzt 60 000 Eu­ro“, rech­ne­te der neue Bür­ger­meis­ter Karl­heinz Bit­tig in der Ein­woh­ner­ver­samm­lung vor we­ni­gen Ta­gen in der Ver­eins­hal­le vor. „Es ist ei­ne Ka­ta­stro­phe.“

Deutsch­land­weit und eben auch im Huns­rück ha­ben Hit­ze und Dür­re den Fich­ten­be­stän­den zu­ge­setzt. Die Bäu­me pro­du­zie­ren nicht ge­nug Harz, um die Bor­ken­kä­fer ab­zu­weh­ren, die in der Rin­de brü­ten und sich vom Bast er­näh­ren. Fol­ge: Kran­ke Bäu­me müs­sen mas­sen­haft ge­fällt wer­den. Es gibt ein Über­an­ge­bot an Fich­ten­holz auf dem Markt, die Prei­se sin­ken.

Teil­wei­se kön­ne das Kä­fer­holz nur noch zu ei­nem Drit­tel sei­nes Werts ver­kauft wer­den, sagt Bit­tig: Bis­her konn­te man Fich­te für 100 bis 120 Eu­ro pro Fest­me­ter ver­äu­ßern, jetzt nur noch für 40 Eu­ro. Lei­sel spürt den Preis­ver­fall be­son­ders schmerz­haft: Das Dorf hat 265 Hekt­ar Nutz­wald, es ist der größ­te kom­mu­na­le Wald­be­sit­zer in der ge­sam­ten Ver­bands­ge­mein­de Bir­ken­feld.

Vor fünf Jah­ren hat man in Lei­sel be­gon­nen, Fich­ten durch Dou­gla­si­en zu er­set­zen, die wi­der­stands­fä­hi­ger ge­gen Bor­ken­kä­fer sind. Der An­teil von Fich­ten- zu Misch­wald lie­ge jetzt bei 60 zu 40. Auch in der bis Re­dak­ti­ons­schluss noch nicht be­en­de­ten Orts­ge­mein­de­rats­sit­zung am Don­ners­tag­abend wur­den die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on im kom­mu­na­len Forst und de­ren fi­nan­zi­el­le Aus­wir­kun­gen auf den nächs­ten Dop­pel­haus­halt the­ma­ti­siert. Zu­dem ist für den Spät­herbst ei­ne Wald­be­ge­hung vor­ge­se­hen. Aber Bit­tig weiß auch oh­ne die­sen Orts­ter­min schon jetzt aus ei­ge­ner Be­gut­ach­tung: „Es sieht schlimm aus.“

Der 76-Jäh­ri­ge hat­te sich be­reit er­klärt, wie in der NZ be­reits be­rich­tet wur­de, nach ei­ner ers­ten Pe­ri­ode von 1988 bis 2004 nun noch ein­mal das Orts­bür­ger­meis­ter­amt an­zu­neh­men. Das je­doch nur für ei­ne Über­gangs­zeit, in zwei oder zwei­ein­halb Jah­ren soll René Diet­rich Bit­tig ab­lö­sen. Für die Kom­mu­nal­wahl am 26. Mai hat­te sich nie­mand für den Pos­ten des Orts­chef ge­fun­den. Diet­rich hat­te die meis­ten Stim­men bei der Rats­wahl er­hal­ten und sich da­mit für den Pos­ten als Lei­sels Orts­bür­ger­meis­ter emp­foh­len. Er woll­te den Pos­ten aber erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt be­set­zen. Bis da­hin soll die Dop­pel­be­las­tung im Be­ruf – Diet­rich ist Be­am­ter im öf­fent­li­chen Dienst – und im Pri­va­ten – er baut zur­zeit ein Haus – be­en­det sein. Au­ßer­dem hat der 28-Jäh­ri­ge so auch ge­nug Zeit, um sich von Bit­tig in den Job des Orts­bür­ger­meis­ters ein­ar­bei­ten zu las­sen. Vor­erst ist Diet­rich Ers­ter Bei­ge­ord­ne­ter und Rai­ner Lüb­ke der Zwei­te Bei­ge­ord­ne­te.

Die Per­so­na­li­en wa­ren der ei­gent­li­che Grund für die Ein­woh­ner­ver­samm­lung. Der neue Rat stell­te sich vor, Bit­tig ver­ab­schie­de­te Alt­bür­ger­meis­ter Wolf­gang Schüß­ler, der un­ter den Zu­schau­ern saß und pro­tes­tier­te: „Alt?“ Die Prä­sen­ta­ti­on des neu­en Rats war schnell ab­ge­hakt, man kam zu den The­men, die im Ort be­we­gen: Mar­tin Hach von der In­exio-Toch­ter Quix in­for­mier­te über den ak­tu­el­len Stand zum von Bund und Land ge­för­der­ten Breit­band­aus­bau in Lei­sel. Da dort bis­her fast al­le Haus­hal­te im punc­to Über­tra­gungs­ge­schwin­dig­keit als un­ter­ver­sorgt ein­ge­stuft wur­den, wird es im Dorf ei­ne na­he­zu flä­chen­de­cken­de Ver­le­gung von Glas­fa­ser­ka­beln ge­ben. Der An­schluss ist für die Haus­be­sit­zer kos­ten­los. Wenn die Ver­trä­ge mit vor­lie­gen, kön­ne mit der Fein­pla­nung be­gon­nen wer­den, ge­baut wer­de von Mai bis Ju­li 2020, sag­te Hach.

Zur Spra­che kam auch der Zu­stand des Dorf­ge­mein­schafts­hau­ses. Sei­ne Re­no­vie­rung, et­wa im von Hei­zung und Fas­sa­de, ist ein wich­ti­ges The­men, das die Ge­mein­de an­ge­hen muss. Bi­tig stell­te aber klar: „Wir wer­den erst un­se­ren Dop­pel­haus­halt auf­stel­len und dann se­hen, was uns un­ter den Nä­geln brennt.“


Freitag, 06. September 2019, Nahe-Zeitung, von Karl-Heinz Dah­mer