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Nahe-Zeitung, Montag, 19. Oktober 2020

Borkenkäfer frisst großes Loch in die Gemeindekasse
Vermarktung des Neubaugebiets sorgt in Leisel für Freude – anders als die Situation im Wald

Zwiespältige Gefühle löst derzeit für die Verantwortlichen des mit rund 580 Einwohnern viertgrößten Orts in der Verbandsgemeinde Birkenfeld der Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Leisel aus. Denn während es mit der Vermarktung des Neubaugebiets „Auf Krummenacker“ richtig gut läuft, wird der Gemeindewald zu einem immer größeren Sorgenkind. 26 Parzellen zur Errichtung von Eigenheimen sind im Zuge der Erschließung des Baugebiets, in das die Kommune rund 1 Million Euro investiert hatte, entstanden. Mittlerweile sind einige Häuser schon fertiggestellt und die Bewohner eingezogen. Auf anderen Grundstücken laufen noch die Bauarbeiten, und zudem ist der Verkauf von anderen Parzellen schon unter Dach und Fach. „Somit gibt es nach derzeitigem Stand nur noch sieben freie Bauplätze, die wir anbieten können“, sagt Ortsbürgermeister Karl-Heinz Bittig im NZ-Gespräch. Sehr erfreulich sei in diesem Zusammenhang, dass es vor allem viele junge Familien aus dem Dorf oder solche, die wieder nach Leisel zurückkommen wollen, sind, die ihren Traum vom Eigenheim im Nationalparkdorf erfüllen möchten. „Wer das ebenfalls tun möchte, sollte sich also beeilen“, ergänzt der Erste Beigeordnete René Dietrich, der Bittigs designierter Nachfolger ist und dessen Posten im Herbst 2022 übernehmen soll. Voll erschlossen und inklusive Glasfaseranschluss beträgt der Quadratmeterpreis 49 Euro, machen Karl-Heinz Bittig und Harald Dietrich Werbung, um weitere Ansiedlungswillige nach Leisel zu locken. „Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, dass wir uns gleich für die große Lösung entschieden haben, sagt Bittig über das Projekt, dessen Verwirklichung sein bis Mitte 2019 amtierender Vorgänger Wolfgang Schüßler eingeleitet hatte. Zunächst war nämlich – auch auf Anraten der Birkenfelder VG-Verwaltung – vorgesehen gewesen, dass die Erschließung des Baugebiets in zwei Abschnitte eingeteilt und zunächst im ersten Schritt nur 16 Grundstücke zur Verfügung stehen sollten.

Im Forst Besitzer von 300 Hektar
Weniger erfreulich sieht es im Forst aus. Mit fast 300 Hektar Fläche ist der Ort der größte kommunale Waldbesitzer im Revier Leisel-Birkenfeld. „Wir haben dort ein Riesenproblem. Denn der Borkenkäfer frisst uns alles auf“, sagt Bittig. Der Schädling, dem Hitze und Trockenheit guttun, hat vor allem bei der Fichte leichtes Spiel, und er hat in jüngerer Vergangenheit auch viele Bäume im Leiseler Forst befallen. Da wegen des Klimawandels auch anderswo der Patient Wald schwer leidet, sind zudem generell die Holzpreise in den Keller gerauscht. Das spürt die Gemeinde auch in ihrer Kasse. „Früher hatten wir pro Jahr Überschüsse, die zwischen 30 000 und 40 000 Euro lagen. Diese Einnahmen müssen wir auch nicht wie Steuern über die Umlage größtenteils an die VG und den Kreis abgeben. Nun können wir aber fast froh sein, wenn wir bei der Bewirtschaftung unseres Gemeindewalds finanziell null auf null rauskommen“, sagt Bittig. Der Leiseler Gemeindewald wird vom staatlichen Forstamt in Birkenfeld betreut, „mit dem wir bisher auch immer gut gefahren sind“, wie der Ortschef betont. Der Umbau des Waldes wurde schon in der Vergangenheit, etwa durch die Anpflanzung klimarobusterer Douglasien, eingeleitet. Deshalb zeigt sich Bittig auch vorsichtig optimistisch. „Die aktuelle Lage ist zwar schon extrem, aber wir hoffen trotzdem, dass wir irgendwann auch aus diesem Tal wieder herauskommen werden“, sagt Bittig. Im Ort selbst steht noch in diesem Monat der Start umfangreicher Bauarbeiten an. Im Rahmen des kreisweiten DSL-Ausbauprojekts werden Glasfaserleitungen verlegt werden. Da bisher der Großteil der Haushalte im Dorf als unterversorgt galt, erhalten diese mithilfe eines Bund-Länder-Forderprogramms einen kostenlosen Anschluss und damit Zugang zur schnellen Datenautobahn.

Glasfaserkabel bis zum Sportheim
Das gilt unter anderem auch für das außerhalb des Orts gelegene Sportlerheim und die auf Leiseler Gemarkung stehende Kirche Heiligenbösch. „Das Kreisprojekt stellt also eine Riesenchance für uns dar“, betont Dietrich. Die Arbeiten beginnen am Ortsende in Richtung Wilzenberg und führen dann dorfaufwärts in Richtung Schwollen. Der Erste Beigeordnete René Dietrich ist im Hauptberuf Polizist und hat deshalb auch federführend die Verantwortung für ein bereits abgeschlossenes Vorhaben getragen, das auf den Beschwerden etlicher Dorfbewohner beruhte. Immer wieder klagten sie nämlich darüber, dass im Ort zu schnell gefahren wird. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wurden nicht nur in den Straßen an den Bushaltestellen insgesamt sechs gelbe Schilder mit dem Warnhinweis „Achtung, Kinder“ aufgestellt, sondern es wurden zudem zwei elektronische Tafeln installiert, die den Autofahrern ihre aktuelle Geschwindigkeit anzeigen. Ihre Standorte befinden sich am Ortseingang aus Richtung Schwollen beziehungsweise am Ortseingang aus Richtung Wilzenberg. Stark gefallene Preise auf dem Holzmarkt sind für die Gemeinde Leisel als große Waldbesitzerin ein großes Problem, das sich in der kommunalen Kasse negativ bemerkbar macht. Positiv läuft es hingegen bei der Vermarktung der Grundstücke im Neubaugebiet. Mit digitalen Geschwindigkeitsanzeigern an den Ortseingängen und Warnschildern im Bereich der Bushaltestellen sollen Autofahrer ausgebremst werden.

Nahe-Zeitung, Montag, 19. Oktober 2020, von Axel Munsteiner