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Nahe Zeitung vom Samstag, 16. Juni 2012

Ein Obersteuerrat schrieb die Sängerchronik - Jubiläum - Seit 150 Jahren gibt's den MGV Leisel

Leisel. Zwei Leiseler waren unter jenen 40 Abgeordneten aus 17 Vereinen, die am 12. Januar 1862 im Idarer Schützenhof den Nahe-Sängerbund ins Leben riefen. Das Gründungsprotokoll ist die erste namentliche Erwähnung von Sängern aus dem Hochwalddorf und damit eine Art Geburtsurkunde des Männergesangvereins Leisel, aus dem der Gemischte Chor hervorging und der heute sein 150-jähriges Bestehen feiern kann.

Dass diese Gründertage noch gegenwärtig sind, verdankt der Verein in erster Linie den Briefen, die ein Obersteuerrat namens Pauly einst in seine Oldenburger Heimat schrieb und die heute im Leiseler Pfarrarchiv liegen. Der junge Mann stellt darin Lehrer Schwinn, den Gründer und ersten Dirigenten des Vereins, vor und beschreibt die handschriftlich angefertigte Liederbücher, nach denen damals gesungen wurde. Zeitsprung: Das nächste größere Kapitel in der Vereinschronik handelt vom Sängerfest, das im August 1949 anlässlich des 25. Jahrestag der Neugründung 1924 gefeiert wurde. 18 Gastvereine feierten mit und reihten sich ein in den Festzug, der sich unter den Klängen des MV Niederbrombach durch den Ort bis zu Festzelt bewegte. Dort warteten Tausende von Zuschauer. Das Festzelt konnte sie nicht fassen, so der Chronist.

MGV_Plakat

Beim Hundertjährigen anno 1962 traten Männergesangverein und Singkreis erstmals gemeinsam auf. Die Zelter-Plakette für „100 Jahre Chormusik und Pflege des Deutschen Volksliedes“ durften sich die Leiseler im Jahr darauf in Empfang nehmen. Zur Preisverleihung durch den Kultusminister reisten Freunde und Gönner extra nach Bacharach. 1964 leistete sich die Sängerinnen und Sänger eine Vereinsfahne. TuS Leisel, der Grub'sche MGV aus Oberstein und der MGV Hettenrodt waren bei der feierlichen Fahnenweihe durch den Vorsitzenden des Kreis-Chorverbandes, Wilhelm Juchem, die Paten. Stargäste beim abendlichen Kommers im Festzelt waren vier strohblonde Jacob Sisters.

Weitere Auszeichnungen warteten schon im Jahr darauf auf den Verein: das Wappenschild des Landes Rheinland-Pfalz und gleich hinterher der Wappenteller des Landkreises Birkenfels. „Gewürdigt werden insbesondere die Förderung und Pflege des deutschen Liedes und der deutschen Kultur“, hieß es in der Verleihungsurkunde.

Von 1967 bis 1977 wurde der Chor von Lehrer Horst Veeck geleitet. Während dieser Zeit wurden viele Konzerte von Instrumentalgruppen und Akkordeonorchester begleitet. Später, unter Willi Casper am Dirigentenpult, gab es etliche Kirchenkonzerte gemeinsam mit anderen Chöre. Außerdem wurden der Männerchor Obere Nahe und der Frauenchor Obere Nahe gegründet.

„Es gab gute Zeiten, es waren aber auch weniger gute Zeiten zu überstehen“, sagt die heutige Vorsitzende des MGV/Gemischten Chors, Carmen Hartenberger, und gesteht: Es gab Phasen, da sah es nicht danach aus, als ob der Chor dieses Jubiläum überhaupt erreichen können würde. Wer den kleinen Chor mit seiner Stimme unterstützen möchte, ist jederzeit willkommen. Geprobt wird jeden Montag ab 20 Uhr.

Nahe Zeitung vom Samstag, 16. Juni 2012, Von Redakteur Klaus-Peter Müller