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Nahe Zeitung vom Donnerstag, 2. Mai 2013

Nationalpark: Meinung gespalten

Bürgerbeteiligung In Leisel hatte Ortsbürgermeister zur finalen Runde eingeladen
von Horst und Ilona Brombacher

Leisel. In der Diskussion um den Nationalpark, den das Land im Hunsrück errichten möchte, sind die an das geplante Gebiet angrenzenden Gemeinden aufgefordert, sich bis August/September 2013 für oder gegen diesen Plan zu entscheiden. Nun ist die breite Bürgerbeteiligung an dieser Planung abgeschlossen, die öffentlichen Arbeitskreise haben ihre Arbeitsergebnisse vorgelegt, und der Naturpark Saar-Hunsrück hat daraus ein Eckpunktepapier erarbeitet.

Um den Einwohnern von Leisel eine abschließende Meinungsbildung zu ermöglichen, hatte Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler zu einer Infoveranstaltung in die Vereinshalle eingeladen.
Auf dem Podium saßen Dr. Harald Egidi vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Landrat Dr. Matthias Schneider, die Bürgermeister der VG Birkenfeld, Dr. Bernhard Alscher, und der VG Hermeskeil, Michael Hülpes, Dr. Ulrich Sommer (BI Nationalpark Hochwald) sowie Christoph Manz und Dr. Ferdinand Ledwig vom Verein „Ja zur Natur – Nein zum Nationalpark“.
Egidi umriss den Stand der Nationalpark-Planung, die sich nun mit den Entscheidungen auf kommunaler Ebene in der Endphase des sogenannten Interessenbekundungsverfahrens befindet. Der geplante Nationalpark soll sich ausschließlich im Staatsforst erstrecken, inklusive der Anteile des Saarlandes sollen dies etwa 10 000 Hektar sein. Nach einer Übergangsphase von zehn Jahren soll er in seiner Entwicklung weitgehend sich selbst überlassen werden und ein Nationalpark-Forstamt erhalten, das Konzepte für die Brennholzversorgung, den Waldschutz, das Wegesystem und die regionale Strukturentwicklung erarbeiten wird. Das Projekt selbst soll 2014 verabschiedet werden.
Vonseiten des Kreises forderte Landrat Schneider bei der Errichtung des Nationalparks, von dem er einen Entwicklungsimpuls für die strukturschwache Hochwaldregion erwartet, eine verbindliche finanzielle und infrastrukturelle Förderung besonders durch EU-Mittel. Ein professionelles Management soll alle Fördermittel gezielt in die Region schleusen.
Während Ledwig und Manz vom Verein „Nein zum Nationalpark“ mit dem Slogan „Keine Experimente“ vor dem Niedergang der Holzindustrie und der Region warnten, hob Ulrich Sommer von der Bürgerinitiative pro Nationalpark die wirtschaftlichen Chancen hervor, die das Projekt für den Hunsrück bringen könnte. Vor allem dann, wenn ihn die Bürger selbst aktiv mitgestalteten.
Die etwa 60 Bürger, unter ihnen 15 aus den umliegenden Dörfern, beteiligten sich mit vielen Fragen an der Diskussion, zeigten allerdings auch mit ihrem jeweiligen Beifall die gespaltene Meinung im Publikum. Neben den vielen Befürwortern zeigten andere in ihren Äußerungen auch ihre Sorgen um die Finanzierung des Projektes in einem verschuldeten Land und ihr Misstrauen gegenüber der „Obrigkeit“.
Im Schlusswort stellte Ortsbürgermeister Schüssler zufrieden fest: „Persönlich sehe ich in einem Nationalpark einen langfristigen Mehrwert für die Region. Die Abstimmung über das Endkonzept der Landesregierung sollte aber zeitgleich in allen parlamentarischen Gremien erfolgen, damit keine gegenseitige Beeinflussung das Abstimmungsverhalten bestimmt.“

Nahe Zeitung vom Donnerstag, 2. Mai 2013